Das Naturprodukt Schiefer

Schiefer ist ein Naturstein, der, bedingt durch seine besondere Spaltbarkeit, in dünne Platten geteilt werden kann, die sich zur überlappenden Dachdeckung eignen. Es sind dies in der Regel reine Tonschiefer, die aus sehr verwitterungsbeständigen Bestandteilen (Mineralien) bestehen. (Weiteres siehe Produktdatenblatt Schiefer).

Der Schiefer wird von Hand gespalten. Dach- und Wandschiefer werden dann auf verschiedene Formate zugerichtet und ggf. gelocht.

D.h., der Naturstein Schiefer wird nach der Gewinnung nur bearbeitet.

Was Schiefer nicht ist: Industriell gefertigte Dachprodukte bestehen aus mineralischen und nicht-mineralischen Bestandteilen, die durch ein Bindemittel fest verbunden sind.

Je nach Bindemittel, das entscheidend für die Haltbarkeit des Produktes ist, nennt man diese Produkte z.B.:

Kunstharz-gebundene Platten
oder
Zement-gebundene Platten

Auch wenn die Farbe dunkel ist und bisweilen Schiefermehl als Zuschlag verwendet wird, handelt es sich dabei um Strukturplatten. Ausdrücke wie “Kunstschiefer” oder “Schiefer-ähnlich” sind irreführend und werden von verantwortungsbewussten Produzenten solcher Produkte auch nicht verwendet.

Gewährleistung für Schiefer: Da es sich bei einem Qualitäts-Schiefer um ein sehr haltbares Naturprodukt handelt, wird i.d.R. auf eine über gesetzliche Anforderungen hinaus gehende Gewährleistung verzichtet.

Verantwortliche Produzenten bzw. Lieferanten stehen grundsätzlich hinter ihrem Produkt und wenn nötig auch “dafür gerade”.

Eine Ausnahme besteht bei Kalkschiefer (mehr als 5% CaCO3), bei denen eine Erklärung dann beim Zentralverband des Deutschen Dachdecker-Handwerks (ZVDH) hinterlegt wird, wenn die durch den erhöhten Kalkanteil notwendige Spaltdicken-Erhöhung nicht vorgenommen wird.

Ökobilanz: Da Schiefer selbst ein Naturprodukt mit ökologisch unproblematischen Inhaltsstoffen ist, hat es eine ideale Ökobilanz. Sie ist den Stoffen überlegen, die aus verschiedenen natürlichen Komponenten erst durch Zusammenfügung hergestellt werden mussten.

Die Herstellung von Schiefer benötigt nur eine Bearbeitung (d.h. eine Formatierung) mit einem sehr geringen Energieaufwand, im Gegensatz zu Produkten, die entweder vorbehandelte Rohstoffe (zementgebundene Produkte) oder erst durch Brennen selbst (z.B. Ziegel) zum Bedachungsprodukt werden.

Die Bearbeitung und die Weiterverarbeitung auf der Baustelle ist für die Beschäftigten unproblematisch.

Besonders günstig für die Transportbilanz ist der praktisch nicht vorhandene Transportweg zwischen Gewinnung und Verarbeitung. Da Schiefer bergfeucht gespalten werden muss, liegt die Fertigung immer direkt an den Gewinnungsstätten.

Die Gewinnung selbst geschieht in Deutschland größtenteils untertage, im Ausland zum Teil auch im Tagebau, wobei strenge Umweltauflagen und Rekultivierungsauflagen eingehalten werden. Schieferabbaue unter- oder übertage sind nach der Gewinnung ideale Biotope, so wie sie in den mitteleuropäischen Schiefergebirgen oft auch an natürlichen Schieferfelshängen schon existieren.

Tabelle 1: Vergleich zur Ökologie von Dachbaustoffen (geneigtes Dach) mit Änderungen aus Geoökodynamik XII, 3
  Rohstoff-
gewin-
nung
Herstel-
lung
Energie-
bedarf b. Herstel-
lung
Verle-
gung
Bearbei-
tung
Abschwem-
mung
d. Regen-
wasser
Reini-
gung
Sanie-
rung
Abriss Depo-
nierung
Dachschiefer +
Φ ±
+ + + * + +
Asbestzementplatten Φ ± giftig x giftig be-
denkl.
giftig giftig
Faserzementplatten Φ ± – – x + +? – – ?
Kunstharzgranulat- platten ± ± x + + + be-
denkl.
Betondachstein Φ ± + x + + + +
Ziegel Φ ± + x +
(Radio-
aktivität?)
+ + +
Metalle ±
Φ ±
±       – –   +**
Kupfer     xx +   +  
Zink     xx +   +  
Blei     x giftig giftig   giftig  
Aluminium     xxx +   +  
+ = ökologisch unbedenklich – = wenig/unbedeutend
± = je nach Meth. bedenk. o. unbedenkl. x = vorhanden
bedenkl. = ökologisch bedenklich xx = viel
– – = keine Angaben xxx = sehr viel
[ = Untertagebau * = unnötig
Φ= Tagebau ** = Recycling

Die Hausbewohner mit einem Schieferdach oder -fassade leben mit diesem naturnahen Baustoff besonders gesund.

Die Nutzungsphase eines Qualitätsschiefers ist überdurchschnittlich lange, ohne dass besondere Pflege nötig ist.

Tabelle 2: Festigkeitsangaben und Haltbarkeit von Dachbaustoffen aus Geoökodynamik XII, 3
  Gewicht der Deckung Biege
festig-
keit**
Lebens-
dauer normal/
/ Jahre***
(= gute Qual.)
“DDR-
Erfahrung”
(Jahre)
alte Dach-
bei-
spiele***
Abtrag (Mikro-
meter/ Jahr) ***
Säure-
bestän-
digkeit **
Dach-
schiefer
0,45 – 0,60 KN/m2 50 – 80 N/mm2 90 – 400 80? 13. Jh.
1756
0 +
Asbest-
zement-
platten
0,20 – 0,40 KN/m2 22 N/mm2 30 – 80 wider-
sprüchl. Aussagen
1910 – 1920 0
Faser-
zement-
platten
0,20 – 0,40 KN/m2 22 N/mm2 keine
Langzeit-
erfahrung
keine keine 0
Kunstharz-
granulat-
platten
0,20 – 0,50 KN/m2 30 – 40 N/mm2 keine
Langzeit-
erfahrung
keine keine 0 +?
Beton-
dachstein
0,50 – 0,95 KN/m2 ? über 100? 1 – 40 1910 – 1950 0
Ziegel 0,55 – 0,95 KN2 8 – 30 N/mm2 30 – 300 30 – 60 0 +
Metalle:
Kupfer 100 30 1685 1,5 – 4 +
Zink
Titanzink
90 2 – 11,5
0 – 4

Blei 0,25 – 0,65
Aluminium 50 7 – 22

Guter Schiefer gilt als das langlebigste Bedachungsprodukt überhaupt, da es i.d.R. länger als das Befestigungsmaterial hält.

Da Dachschiefer nicht nur ein Naturprodukt ist, sondern darüber hinaus noch wertvolle Inhaltsstoffe besitzt, kann er ohne Probleme nach einer langjährigen Verwendung als Bodenverbesserer, Gesteinskörnung usw. verwendet werden. Höherwertige Produkte aus Produktionsrückständen sind Schiefermehle, Schiefersplitt und Blähschiefer (vgl. weiter unten).

Bedenkt man die unkomplizierte Gewinnung und Herstellung, die einfache Verarbeitung sowie die lange Lebensdauer von Qualitätsschiefer, so hat das Naturprodukt Schiefer eine den meisten Bedachungsprodukten überlegene Ökobilanz.

Farbschiefer: Schiefer hat i.d.R. eine dunkle blaugraue Farbe und eine seidig glänzende unverwechselbare Oberfläche.

Ganz selten auf der Welt kommt Schiefer in besonderen Farbtönen wie grün, rot, purpur bis rotbraun vor. Man nennt ihn dann auch Farbschiefer.
Gerade in jüngerer Zeit ist es der heimischen Schieferindustrie gelungen, Rohstoffe aus anderen Kontinenten mit ansprechenden natürlichen Farben für den deutschen Markt zu gewinnen. Hier ergeben sich für den Architekten zusätzliche gestalterische Möglichkeiten.

Schieferfarbe: Da der Schiefer eine natürliche unverwechselbare Oberfläche und Struktur besitzt, ist es nicht notwendig und nicht üblich, Schiefer einzufärben.

Schiefer wird i.d.R. in den natürlichen Farben, so wie er aus dem Schoß der Erde gewonnen wird, auch vermarktet.

Bedingt durch eine feinkörnige Struktur sind die Farben dunkel (hohe Lichtabsorption z.B. blaugrau) oder, bedingt durch natürliche farbgebende Bestandteile, grün (durch das grüne Mineral Eisenchlorit) oder rot bis purpur (durch das Mineral Hämatit).

Schiefer ist preiswert: Das unvergleichliche Naturprodukt Schiefer ist seinen Preis wert.

Wenn man von Preisunterschieden bei Schieferdeckungen spricht, so sind meist verschiedene Formate dafür der Grund. Man unterscheidet nur generell zwischen preiswerten oder exklusiven Schieferformaten und damit Schieferdeckarten.

Schiefer-Werksteine, -Fassadenplatten und -Bodenplatten: Im Gegensatz zu Schiefer für Dach und Wand für die überlappende Verlegung gibt es auch andere Schieferverwendungen im Bauwesen.

Im Gegensatz zum Schiefer für Wandbekleidungen sind Schiefer-Fassadenplatten meist dick gespalten und werden auch anders befestigt (nicht durch Nagelung in der Überdeckung oder Haken).

Daneben kennt man auch Schiefer-Bodenplatten bruchrau oder poliert und andere Formen von Werksteinen.

Für diese Verwendung gelten Produktnormen für Naturstein und deren Befestigungstechniken entsprechend.

Informationen hierzu kann der

Deutsche Naturwerkstein-Verband e.V.
Sanderstraße 4
97070 Würzburg

oder das

Internationale Naturstein-Zentrum e.V. (I.N.Z)
Postfach 14 54
56704 Mayen/Eifel

geben.

In der anliegenden Firmeninformation stellen sich auch Hersteller solcher Werksteine vor.

Schiefermehl, Schiefersplitt und Schieferschutt: Schiefriges Nebengestein, das für die eigentliche Dachschiefer-Gewinnung wegen z.B. geringerer Spaltfähigkeit nicht verwendet werden kann, kann zu Schiefer-Gesteinskörnungen verarbeitet werden.

Übliche Sortierungen sind:

> 35 mm Schieferschutt
> 2 mm bis < 35 mm
  Schieferschutt
und   Schiefersplitt
> 0,5 mm bis < 2 mm
< 1 mm
  Schiefermehl
(auch feinere Mahlstufen)    

Schiefer-Gesteinskörnungen werden als Zuschlagsstoffe z.B. für die Bitumen verarbeitende Industrie, die Zementindustrie und auch im Tiefbau verwendet.

Gesteinssplitte können u.a. zur Bestreuung von Bitumenbahnen verwendet werden.

Gesteinsmehle werden u.a. als keramische Rohstoffe (rot brennend), als Bodenverbesserer und in der chemischen Industrie verwendet.

Blähschiefer: Schiefer-Gesteinskörnungen besitzen bei Erhitzung (Sintervorgang 800-1150°) eine hohe Blähfähigkeit und dehnen sich auf ein Vielfaches ihres Volumens aus.

Dabei entsteht ein poriges druckfestes Material mit relativ geringem Gewicht, das zu verschiedenen Korngrößen weiterverarbeitet werden kann.

Es findet als Leichtbaustoff in der Bauindustrie, als Füllung in der Dachbegrünung und neuerdings auch als Streumittel im Winterdienst Verwendung.

Typische Korngrößen sind 0-2, 2-4, 4-8 und 8-16 mm