Die Altdeutsche Deckung im Vergleich zu einer Schablonendeckung

Was ist Altdeutsch?

Die Altdeutsche Schieferdeckung gilt als eine Königin aller Dachdeckungen und erfordert besonderes handwerkliches Können schon bei der Bearbeitung. Sie entspricht der jahrhundertealten Dachdeck-Tradition des deutschen Sprachraumes. Die Überlieferung ihrer Regeln ist somit eine verpflichtende Grundlage und ein Vermächtnis für die handwerkliche Dachkultur.

Es ist ein besonderes Kapital einiger weniger deutscher Schieferbetriebe, das geschulte Personal zu besitzen, das freihand die altdeutsche Schieferschuppe in den drei typischen Hieben herstellen kann. Die Freihand-Zurichtung ist eine Voraussetzung der altdeutschen Decksteine.

Es ist ein Hauptmerkmal, daß die Decksteine in der Höhe und in der Breite in den entsprechenden Sortierungen deutlich schwanken. Man kennt 8 Schiefersortierungen und über 200 unterschiedliche Formate.

Die verschieden hohen und breiten Decksteine müssen in einem eigenen Arbeitsgang vor der Verlegung der Höhe nach sortiert werden (sogenanntes “Gattieren”).

Bei der Deckung eines Dachs wird im unteren Teil (über dem Fußgebinde) mit den größten sortierten Decksteinen begonnen, die dann in ihrer Größe zum First hin kleiner werden. Breite und schmale Decksteine sind in der Fläche zu verteilen. Das so genannte “Übersetzen” von zwei schmalen Decksteinen auf einen breiten – oder einen breiten auf zwei schmale – ist zulässig und typisch für die Altdeutsche Deckung.

Auch bei der Wanddeckung beginnt man am Sockel mit den relativ größten Decksteinen und wird zum oberen Abschluß der Wandfläche hin kleiner (so genanntes “Verjüngen”).

In der fertig gedeckten Dachfläche kommt es bei korrekter Ausführung zu einer stufenlosen Verringerung der Gebindehöhe in Abhängigkeit von der Sparrenlänge. Die Differenz von der größten Gebindehöhe an der Traufe bis zur kleinsten unterhalb des Firstgebindes muss

– bei Sparrenlänge kleiner oder gleich 6 m mindestens 4 cm

– bei Sparrenlänge kleiner oder gleich 8 m mindestens 6 cm

– bei Sparrenlänge größer als 8 m mindestens 8 cm

betragen. Bei einer Sparrenlänge größer als 8 m sollten generell mindestens 2 Schiefer-Größensortierungen verwendet werden. Ferner müssen die Steinbreiten der Decksteine (Sichtbreite) innerhalb eines Gebindes um mindestens 4 cm zwischen dem breitesten und dem schmalsten Stein variieren.

Folgende Decksteine gibt es:

Sortierung:

Höhe* in cm:

Breite* in cm:

1/1

50-40

42-32

1/2

42-36

38-28

1/4

38-32

34-25

1/8

34-28

30-23

1/12

30-24

26-20

1/16

26-20

22-17

1/32

22-16

18-13

1/64

18-12

16-11

 

(* Die Abmessugnen einzelner Schiefer können geringfügig außerhalb einer Sortierung liegen)

Die Altdeutsche Deckung erfordert also ein Höchstmaß an handwerklicher Arbeit, sowohl bei der Herstellung der Decksteine als auch beim Verlegen auf dem Dach oder an der Fassade. Hierzu sind nur ausgewählte Betriebe, sowohl in der deutschen Schieferindustrie als auch im deutschen Dachdeckerhandwerk, in der Lage.

Bei Decksteinen in stumpfem Hieb können auch andere Bezeichnungen verwendet werden:

Größe 1 entspricht in etwa 1/1

Größe 2 entspricht in etwa 1/2

Größe 3 entspricht in etwa 1/8

Größe 4 entspricht in etwa 1/12

Größe 5 entspricht in etwa 1/16

Größe 6 entspricht in etwa 1/32 und 1/64

Zusammengefasst ergeben sich folgende Charakteristiken der Altdeutschen Deckung:

  • Die Regeln entsprechen der jahrhundertealten handwerklichen Tradition.
  • Die Decksteine werden freihand zugerichtet.
  • Die Decksteine schwanken deutlich innerhalb der Gattierungen in Höhe und Breite.
  • Vor der Verlegung werden Decksteine der Höhe nach sortiert (so genanntes “Gattieren”).
  • Man beginnt bei der Altdeutschen Deckung unten (am Dach: Fuß) mit den höheren Steinen und endet oben (am Dach: First) mit kleineren Steinen (so genanntes “Verjüngen”).
  • Zulässig und typisch für die Altdeutsche Deckung ist das Übersetzen von zwei schmalen Decksteinen über einen breiten bzw. von einem breiten über zwei schmale.

Was ist nicht Altdeutsch?

In jüngster Zeit wird oft in unverantwortlicher Weise versucht, schablonierte bis halb-schablonierte Schieferplatten als altdeutsche Decksteine zu vermarkten. Solche Decksteine schwanken, wenn überhaupt, nur in Höhe und Breite innerhalb von engen Grenzen (ca. 1-2 cm). Sie entstammen auch keiner Freihand-Zurichtung, sondern sind entweder vor der Formatierung anhand von Schablonen vorgezeichnet, oder aus Rauten mit festen Maßen ausgeschnitten worden. Weil die Eigentümlichkeit der großen Variationen der Altdeutschen Deckung dadurch verloren gegangen ist, könnte man diese Deckart auch “variable Schablonen-Deckung” nennen. Daraus kann aber niemals ein echtes Altdeutsch-Dach werden, auch wenn durch kleine Tricks versucht wird, Übersetzungen in die Dachfläche einzufügen.

Natürlich können solche variablen Schablonen-Deckungen, die nicht so viel Handarbeit und handwerkliches Können – sowohl bei der Herstellung als auch bei der Verlegung – verlangen, preisgünstiger angeboten werden. Man sollte sie nur nicht irreführend als “Altdeutsche Deckung” bezeichnen. Sie sind nicht “Regel der Technik” und daher auch nicht in den Fachregeln des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) für Schiefer zu finden.

Was ist Schablonen-Deckung?

Unter Schablonen-Deckung versteht man all die Deckarten, deren Decksteine fest genormte Breiten und Höhen besitzen. In Deutschland sind folgende Schablonen-Deckungen besonders verbreitet:

-Schuppen-Deckung
-Deutsche Deckung mit Bogenschnitt
-Rechteck-Deckung
-Spitzwinkel-Deckung
-Waben-Deckung (nur an der Wand)

Regeln für Deckungen mit Schiefer

In Zusammenarbeit mit der Schieferindustrie hat der Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks e.V. Fachregeln entwickelt:

Fachregel für Dachdeckungen mit Schiefer

Fachregel für Außenwandbekleidungen mit Schiefer

Nähere Informationen erhalten Sie dazu beim:

Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks e.V. (ZVDH)
Fritz-Reuter-Str. 1
50968 Köln

Einige unserer Mitgliedsbetriebe haben daraus eine Schiefer (Verlege)-Bibel erarbeitet. Wir können Ihnen diese vermitteln.